Ist die Ortsumgehung Eilendorf überhaupt noch eine Ortsumgehung?
Oder sind die Pläne um die L221n, die nun schon seit 30 Jahren als Ortsumgehungsperspektive diskutiert werden, durch ständig grundlegende Veränderungen zu einem reinen Autobahnauffahrt-Projekt zusammengeschrumpft?
Es bleibt das Gefühl, sowohl bei politischen Vertretern als auch bei betroffenen Bürgern, dass Straßen.NRW mit zurückgehaltenen Informationen den Widerspruch bei den Betroffenen bremsen will. Doch seit letztem Jahr ist die Skepsis sowohl bei der Bevölkerung als auch bei der Mehrheit der politischen Parteien gewachsen. Denn schon die vorläufigen Zahlen verheißen nichts Gutes, und eine Verkehrsberuhigung in Eilendorf wird es mit der L221n so nicht geben. „Im Gegenteil, außer auf der Von-Coels-Straße oberhalb der Kreuzung Freunder Straße bis Eingang Stolberg Sebastianusstraße/Buschmühle wird der Verkehrsstrom deutlich zunehmen. Das zeigen auch die Zahlen in dem vorläufigen Ergebnisbericht von Straßen.NRW, der außerdem noch nicht einmal die finalen Zahlen enthält.
Jetzt drängt die Zeit! Das Planfeststellungsverfahren soll 2024 starten, und damit würden die Möglichkeit einer Intervention der Stadt und einer Verhinderung des Bauprojektes deutlich verringert werden“, weisen die Bezirksvertreterinnen der Fraktion der Grünen in Eilendorf, Silke Bergs und der Grünen in Brand, Dorothee von Eckardstein, auf die Dringlichkeit eines gemeinsamen politischen Beschlusses hin.
Auch die CDU hat sich in der Bezirksvertretungssitzung Ende August klar gegen den Bau der L221n ausgesprochen. „Nachdem wir nach langem Warten und massivem Druck das Gutachten zur L 221n einsehen konnten, sehen wir keinen Mehrwert mehr in der Fortführung der Planungen“, so Gaby Breuer, mobilitätspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion.
Mit einem Ratsantrag fordert die CDU, dass die Stadt sich beim Land für ein endgültiges Ende der Planungen zur L 221n einsetzt, und der in Überarbeitung befindliche Regionalplan entsprechend geändert wird.
„Die Entlastungen in Eilendorf, die wir uns von einer Ortsumgehung versprochen haben, werden dem Gutachten zufolge nicht realisiert. Für viele Anwohnende hätte die Umgehungsstraße nur eine Verlagerung des Lärms von der Straße in den Garten zur Folge – mit dem Unterschied, dass es keine Lärmschutzfenster für den Garten gibt“, so Oliver Bode, Fraktionssprecher der CDU in der Bezirksvertretung Eilendorf.
„Für Brand hätte die Umgehungsstraße auch keinen positiven Effekt. Es gibt keine Entlastung nur eine Verlagerung des aufkommenden Verkehrs von einer Wohnstraße in eine andere. Das ist nicht der Sinn einer Umgehungsstraße“, erklärt Stefan Auler, Fraktionssprecher der CDU in der Bezirksvertretung Brand.
Zuvor haben bereits die StädteRegion Aachen und der Rat der Stadt Stolberg erklärt, dass sie eine andere Anbindung Stolbergs an das Autobahnnetz präferieren, und so die L 221n für deren Bedarfe nicht mehr erforderlich ist.
„Bezüglich des Ausbauwunsches der StädteRegion bei der L 238n ziehen die CDU-Fraktionen in Stadt und StädteRegion an einem Strang“, so Iris Lürken, Vorsitzende der Aachener CDU-Fraktion. Und auch die Grünen favorisieren diese Lösung.
Schließlich stand der vorläufige Ergebnisbericht von Straßen. NRW ohne die finalen Zahlen auf der Tagesordnung der Eilendorfer Bezirksvertretung. Erklärtes Ziel an dieser Stelle war es, einen möglichst gemeinsamen Beschluss aller Fraktionen zu fassen, um damit die Forderung Eilendorfs im Rat der Stadt Aachen geschlossen vertreten zu können. Am Ende des Tagesordnungspunktes konnte die Eilendorfer Bezirksvertretung in der Sitzung am 16. August 2023 gemeinsam einen einstimmigen Beschluss fassen, der das Ende der L221n besiegeln könnte. „Die Bezirksvertretung Eilendorf sieht die Umgehungsstraße Eilendorf (L221n) in der Gesamtabwägung für die weitere Entwicklung der bezirklichen Ziele, insbesondere in den Bereichen Mobilität, Lebensqualität sowie Umwelt- und Naturschutz nicht als förderlich an.
Aus diesem Grund empfiehlt die Bezirksvertretung Eilendorf dem Mobilitätsausschuss und dem Rat der Stadt Aachen, die Verwaltung zu beauftragen, auf das Land einzuwirken, die Planung zur L221n endgültig einzustellen.“
Die Eilendorfer SPD Fraktion sieht ein Ende der L221n ohne eine Alternative für die Von-Coels-Straße eher skeptisch und hätte die Planungen lieber erstmal nur „ausgesetzt“. Doch am Ende konnten die Fraktionen sich einigen, und mit dem Zusatz im Beschluss „vorrangige Maßnahmen zur Entlastung der Von-Coels-Straße vorzustellen“, wurde auch die SPD ins Boot geholt.
Informationen zur Bezirksvertretungssitzung finden Sie auf der ratsinfo.aachen.de.
Unter www.strassen.nrw.de/de/l221n-ortsumgehung-eilendorf.html steht der vorläufige Ergebnisbericht des Verkehrsgutachtens (Stand: August 2020) für alle Interessierten zur Verfügung.
Die Eilendorfer Grünen haben sich intensiv mit der Entwicklung der Planungen auseinandergesetzt und sehen die L221n nicht als Umgehungsstraße, sondern als Autobahnzubringer. „Abgesehen von der Verkehrsentlastung auf rund einem Drittel der Von-Coels-Straße können wir dem Projekt keinen positiven Aspekt abgewinnen, weder für Eilendorf noch für die umliegenden Bezirke. Stattdessen werden, viele Hektar Land im Bereich des Naherholungsgebiets der Eilendorfer, Brander und Stolberger Bevölkerung versiegelt und die die Weiterführung der landwirtschaftlichen Betriebe gefährdet begründet Silke Bergs den Standpunkt der Grünen Fraktion.
Foto: www.agentur176.de
GRafik: Straßen NRW